Wie wir uns bei unserer Rückkehr nach Deutschland fühlten
Wie ihr im letzten Post lesen konntet, mussten wir aus gesundheitlichen Gründen unsere Weltreise unterbrechen. Heute erfahrt ihr, wie wir uns bei unserer Rückkehr gefühlt haben.
Ein trauriges Ende
Obwohl wir in der Zeit, als es Jordana schlechter ging schon öfters in Erwägung gezogen hatten, die Reißleine zu ziehen und das Ganze in Deutschland auszukurieren, war die Entscheidung letztendlich ein sehr großer Schritt für uns. Man hat den Anspruch an sich selbst, eine durchgehende Weltreise zu machen, ohne zwischendurch nach Deutschland zu reisen. Wir wollten noch viel sehen, hatten sogar schon konkretere Pläne, wie es in Südostasien weiter gehen sollte. Na gut, so konkret, wie unsere Pläne nunmal meistens sind, also eher eine grobe Richtung 😉
In dem Moment, wo wir uns entschieden, die Reise zu unterbrechen, ging alles sehr schnell: Wir buchten einen Flug für nur zwei Tage später, da der Preis in Ordnung war und wir nicht länger abwarten wollten. Am Tag zwischen der Buchung und dem Abflug mussten wir noch von Koh Phangan im Süden Thailands zurück nach Bangkok reisen. Wir hatten kaum Zeit, die Reise richtig abzuschließen, was unserer Meinung sehr wichtig ist. Am letzten Abend gehen wir sonst zum Beispiel gerne nochmal in eine Skybar und lassen die Reise Revue passieren. Dafür blieb weder Zeit noch Kraft.
Obwohl wir traurig waren, dass wir notgedrungen die Weltreise vorerst beenden mussten, waren wir auch froh, bald wieder in Deutschland zu sein. Wir freuten uns auf das heimische Essen und hatten große Hoffnungen, dass es Jordana in Deutschland bald besser gehen würde.
Liebevoller Empfang in Deutschland
Trotz der spontanen Rückkehr konnten wir vom Flughafen abgeholt werden (danke Mama!) und wurden direkt herzlich empfangen. Wir konnten bei Daniels Papa wieder einziehen und da dieser zu dem Zeitpunkt selbst im Urlaub war, haben Daniels Onkel und Tante dafür gesorgt, dass der Kühlschrank voll war. Auch unsere Freunde haben sich direkt fürs Wochenende angekündigt. Das Wetter war zu dem Zeitpunkt super, und wir waren sehr glücklich über unsere Situation. Wir waren zuhause, hatten gutes Wetter, konnten das deutsche Essen genießen, selber kochen, wie wir es gewohnt waren und Freunde und Familie kümmerten sich sehr um uns. Es meldeten sich Leute, zu denen wir zwar eigentlich keinen regelmäßigen Kontakt haben, aber trotzdem waren sie interessiert und haben gute Besserung gewünscht! Danke euch 🙂
Dennoch waren die ersten Tage auch chaotisch, denn wir hatten Deutschland verlassen, mit dem Gedanken, ein Jahr später im Winter wieder zu kommen und dann direkt eine eigene Wohnung zu suchen. Entsprechend mussten wir jetzt erstmal unsere Sommerklamotten suchen und die Umzugskartons nach weiteren Gegenständen, die wir brauchten, bzw. eher „haben wollten“, durchforsten. Außerdem hatten wir sehr viel Bürokratiestress mit unseren Krankenkassen, da wir uns dort abgemeldet hatten, aber direkt nach unserer Rückkehr ja wieder zum Arzt wollten, um uns weiter durchchecken zu lassen.
Der Anti-Kulturschock
Viele Reisende kennen ihn: den Kulturschock. Viele Rückkehrende kennen aber auch den Anti-Kulturschock. Diesen erlebt man, wenn man aus dem Ausland, aus einer völlig anderen Kultur, zurück nach Hause kommt und einem Sachen auffallen, die hier komplett anders sind. Viele Rückkehrer, einschließlich uns, haben Respekt vor dem „stoffeligen Deutschen“. Auf Reisen sind alle freundlich, hilfsbereit, zuvorkommend und wir waren stark darauf gefasst, dass uns die deutsche Mecker-Mentalität (überspitzt beschrieben, nehmt es nicht wörtlich) direkt zurück auf den Boden bringen würde. War aber nicht so! Ob es am guten Wetter lag, oder wir einfach mit den richtigen Menschen umgeben waren, wissen wir nicht. Jedenfalls hat im Supermarkt keiner gemeckert, dass die Kassen zu voll seien und warum so gehetzt würde.
Was uns jedoch umso deutlicher bewusst wurde, ist, wie gut es uns geht. Die ersten Tage zuhause haben wir eine übermäßige Dankbarkeit dafür empfunden, wie privilegiert wir aufgewachsen sind und leben. Uns fiel ein, dass man nicht mehr aufpassen musste, ob man beim Zähneputzen zu viel Leitungswasser schluckt. Wir konnten barfuß über die Wiese laufen, ohne wie zum Beispiel in Indien Angst haben zu müssen, dass sich Würmer durch unsere Fußsohlen in den Körper bohren. Im Supermarkt staunten wir nicht schlecht, als wir sahen, wie Menschen ihren Einkaufswagen fast voll mit Lebensmitteln packten. Ein Wocheneinkauf ist an sich nichts besonderes in Deutschland. Aber so etwas hatten wir seit Kolumbien nicht mehr gesehen und auch vorher nicht besonders häufig beobachtet. Entweder waren die Menschen auf Reisen zu arm, um sich so viele Lebensmitttel auf einmal zu kaufen, oder sie lebten von Tag zu Tag, wie zum Beispiel andere Reisende es tun. Das Prinzip „Vorrat“ kannten wir so gar nicht mehr. Als wir unsere Sommerklamotten endlich wiederfanden, waren wir überrascht, wie viel wir doch besaßen. Sieben Monate lang kamen wir mit den gleichen 5 T-Shirts und 3 kurzen Hosen aus. Dann kommt man nach Hause und hat davon noch zig mehr.
Schon wieder Fernweh?
Wie ihr vielleicht schon beim Lesen feststellen konntet, waren wir über unsere Rückkehr nach Deutschland sehr froh. Wir haben bewusst die Zeit hier genossen, denn wir wussten, dass wir auch wieder weiter wollten, sobald es Jordana wieder gut geht. Der Zeitpunkt ist jetzt gekommen und was sollen wir sagen? Uns war ein bisschen langweilig, uns kribbelten die Füße und wir fingen an, verschiedene Reisen zu planen. Letztendlich haben wir uns für einen Roadtrip durch Spanien entschieden. Am Montag machen wir uns auf den Weg dorthin. Wir werden mit dem Fernbus fahren und Zwischenhalte in Deutschland und Frankreich einlegen. In Spanien wollen wir circa 2 Wochen mit dem Mietwagen durch das Land und an der Küste entlang fahren.
Wir werden erstmal in der Nähe bleiben, da wir im September auf eine Hochzeit eingeladen sind. Danach zieht es uns aber auch noch einmal in die weite Welt. Wohin genau es dann geht, wissen wir aber noch nicht. Fest steht, wir wollen unsere Ungebundenheit und die freie Zeit nutzen, nochmal weiter weg und für längere Zeit zu reisen. Denn schließlich hatten wir ursprünglich circa ein Jahr geplant und davon haben wir bisher erst sieben Monate erleben können.
Bis dahin,
Jordana & Daniel