Der Ha Giang Extreme North Loop – Erlebnisbericht und Kosten

Manchmal machen wir Sachen, da wissen wir selbst nicht mehr, wie wir davon erfahren haben. Oftmals kommen wir in einem neuen Land an und tauschen uns mit anderen Backpackern aus, die dort schon etwas länger gereist sind. Die erzählen uns dann von Abenteuern fernab der typischen, touristischen Route. Doch der Ha Giang Loop stand schon auf unserer Liste, bevor wir in Vietnam angekommen sind.

Wir glauben, beide unabhängig voneinander über diese Motorradstrecke gelesen zu haben. Dann haben wir darüber gesprochen und es stand fest: Das müssen wir machen!

Für uns stand von Anfang an fest, dass wir das Ganze selbst organisieren würden. Als wir nach dem Loop wieder in Hanoi ankamen, gab es im Hostel das “Angebot”, den Loop zu buchen. Eine 3-Tages-Tour sollte dabei 174 US-Dollar kosten, 4 Tage kosteten 249 Dollar!! Unverschämt teuer, wie wir finden. Deshalb werden wir in diesem Beitrag nicht nur über unsere Erlebnisse schreiben, sondern auch am Ende unsere Kosten aufführen, um mal zu verdeutlichen, wie überteuert organisierte Touren doch sind.

Wir hatten komplett andere Erwartungen

Die Motorradstrecke, um die es hier geht, ist der Ha Giang Extreme North Loop, der so heißt, da er eine Rundstrecke in der nördlichsten Provinz Vietnams ist (Ha Giang). Dabei geht es mit dem Motorrad oder einem Roller bis an die Grenze Chinas. Dass wir die Strecke im Oktober gefahren sind, hat einen Grund: Vorher ist es zu nass (Regenzeit), danach zu kalt (Winter).

Der Loop wird noch als Insidertipp gehandelt und gilt als eher untouristisch. Man schläft in Homestays entlang der Route. Wir machten uns Gedanken, ob wir uns verständigen könnten, ob wir die Homestays überhaupt erkennen würden und werden wir Essen finden, welches uns schmeckt? (Die vietnamesische Küche wird unserer Meinung nach absolut überbewertet!)

Dass wir uns zu viele Gedanken machten, stellten wir fest, als wir schonmal nach Unterkünften im Ort Ha Giang suchten, von wo aus die Tour starten sollte. Wir dachten, es handle sich dabei um ein kleines Dorf. Umso überraschender war es für uns, dass wir eine Auswahl aus über 80 super bewerteten Unterkünften hatten (nicht-touristisch, ja klar).

Anreise aus Hanoi

Doch wie kommt man überhaupt von Hanoi dorthin? Ganz einfach, es fahren Busse. Wir buchten unseren online bei vexere.com. Das ist unkompliziert und hat den Vorteil, dass man sich die Vermittlungsgebühren des Hostels spart. Bei solchen Onlinebuchungen muss man meistens noch nicht einmal etwas ausdrucken und kann die Buchungsbestätigung einfach auf dem Handy vorzeigen. Zum Busterminal sind wir mit einem Grab gefahren, dem asiatischen Äquivalent zu Uber.

Nach einer knapp 8-stündigen Fahrt kamen wir in Ha Giang an und mussten dort nochmal von der Busstation mit dem Taxi ins Zentrum fahren. Wir schliefen im 10am Hostel in einem Doppelzimmer, Frühstück am nächsten Morgen inbegriffen. (Wenn wir ehrlich sind, spielt Frühstück oft ein großer Entscheidungsfaktor, für welches Hostel wir uns entscheiden.)

Roller mieten

Wie schon erwähnt, handelt es sich bei dem Ha Giang Loop eigentlich um eine Motorradstrecke. Da wir aber beide nur Roller-Erfahrung haben und mit unseren Führerscheinen auch nichts größeres fahren dürften, haben wir uns für einen Roller entschieden. Aufgepasst: In Asien sieht man es nicht so eng und es ist mit Sicherheit möglich, auch größere Maschinen zu fahren. Bei einem Unfall kommt die Versicherung dann aber für nichts auf, da ihr unberechtigt Motorrad gefahren seid.

Wir haben unseren Roller in unserem Hostel gemietet. Wir erhielten einen nagelneuen, schwarzen Roller, der gerade einmal 600 Kilometer gefahren hatte. Diesen tauften wir Nimbus 2018. Dazu bekamen wir typisch asiatische Helme (auch als Eierschalen bekannt) und wenn wir gewollt hätten, auch Arm- und Beinschoner. Brauchten wir aber nicht, da wir es eh ruhig angehen lassen wollten.

Tag 1: Unbeeindruckt geht es los
Ein Streckenabschnitt, der unseren Erwartungen entsprach!

Ausgeschlafen und mit nur dem nötigsten Gepäck (der Rest blieb im Hostel) machten wir uns auf den Weg. Im Zentrum Ha Giangs gibt es ein Monument, das heißt Kilometer 0. Wir sind uns nicht sicher, was das zu bedeuten hat, aber wir interpretierten es als guten Start für den Loop! Voller Vorfreude fuhren wir los. Die Realität holte uns schnell ein. Die ersten 20 Minuten fuhren wir durch mäßigen Verkehr durch Ha Giang, danach wurde es ländlicher.

Jedoch fuhren nicht nur wir den Loop. Vor und hinter uns teilten wir uns den Weg mit weiteren Rollerfahrern und leider auch dem ein oder anderen LKW. Denn in der Region wird viel gebaut und ausgebessert. Dadurch sind die Straßen sehr staubig. Wir fuhren also durch aufgewirbelten Dreck und steckten bergauf hinter LKW fest, bergab überholten sie uns. Nicht so schön.

Wir genossen zwar den Ausblick, dennoch packte uns die Landschaft noch nicht so wirklich. Wir kamen an zwei Aussichtspunkten vorbei. Der erste hieß Heaven’s Gate. Für solch einen prunkvollen Namen war die Aussicht eher ernüchternd. Und auch das eigentliche Tor, dem der Aussichtspunkt den Namen verdankt, war nicht ausfindig zu machen. Es handelte sich eher um das Gerüst eines Stromposten.

Aussicht auf das Dorf Tam Son und die Fairy’s Breasts (Zwillingshügel)

Insgesamt fuhren wir an Tag 1 fast 100 Kilometer. Dafür brauchten wir gut vier Stunden. Mehrere kurze Pausen und Mittagspause inklusive. Nach den vier Stunden taten uns Rücken und Po so weh, dass wir froh waren, in Yen Minh angekommen zu sein. Dort hatten wir uns im Vornherein eine Unterkunft über booking.com gesucht. Das war auch so eine Überraschung: Es war gar nicht so schwer, eine Unterkunft zu finden. Schwieriger war es, sich zu verständigen. Denn die Vietnamesen sprechen nur sehr wenig Englisch (quasi gar nicht) und wir noch weniger Vietnamesisch.

Tag 2: Tolle Aussichten bis nach China

Am zweiten Tag gingen wir ausgeschlafen in den kleinen Ort hinein und frühstückten in einem kleinen Café. Danach besuchten wir noch kurz den lokalen Markt, wo Gemüse, rohes Fleisch, aber auch Handys und Putzutensilien verkauft wurden. Danach schwangen wir uns auf Nimbus 2018, denn wir hatten einen weiten Weg in den nördlichsten Teil Vietnams vor uns.

Hoch im Norden Vietnams

Die Strecke, die wir an Tag 2 fuhren, entsprach schon eher unseren Erwartungen: Über Serpentinen ging es bergauf, bergab. Es fuhren nur noch wenige LKW und es war auch nicht so staubig. Wir genossen tolle Ausblicke über Reisterassen und Wälder.

Wir hatten uns entschieden, einen Abstecher vom Loop zu fahren. Diese Nebenstrecke führt weiter Richtung Norden, ganz nah an die Grenze zu China. Die Aussicht war super, die Fahrt machte Spaß. Wir erreichten den Turm in Lung Cu, dem nördlichsten Ort Vietnams. Theoretisch kann man danach noch weiter bis an die Grenze Chinas, allerdings sind die Straßenverhältnisse dort sehr schlecht. Zudem versperrte uns ein LKW die Durchfahrt. Also kehrten wir um und fuhren zurück zum Loop und weiter nach Dong Van. Dort verbrachten wir die Nacht in einem Hostel, wieder im Doppelzimmer.

Tag 3: Schlechtes Wetter und Planänderungen

An Tag 3 standen wir auf und merkten erstmal, wie schlecht wir kleidungstechnisch vorbereitet waren. So weit im Norden war es ganz schön kalt. Zwar war es die Tage zuvor auch schon stellenweise kalt, in der Sonne war es jedoch immer angenehm warm. Am dritten Tag schien die Sonne allerdings nicht. Wolken versperrten uns die Sicht und als wir losfuhren, setzte ein unangenehmer Nieselregen ein.

Daniel und Nimbus 2018

Kurz nach Dong Van überquerten wir den Ma Pi Leng Pass, welchen wir leider übersehen haben. Zu blöd aber auch, dass alle anderen Sehenswürdigkeiten auf dem Loop ausgeschildert sind, der Pass hingegen leider nicht.

Die Aussicht war sehr schön, ab und zu jedoch echt begrenzt aufgrund des Nieselregens. Eigentlich hatten wir eine weitere Nebenstrecke zum Nho Que Fluss geplant. Da die Sicht aber schlecht war und wir lieber dem Regen entfliehen wollten, entschieden wir uns dagegen. Also fuhren wir weiter.

Immer wieder regnete es ein wenig. Jedoch nicht so viel, dass wir unsere Regenjacken angezogen oder uns gar untergestellt hätten. Aber genug, um eine ungemütliche Stimmung zu erzeugen. Uns war kalt. Trotzdem fuhren wir weiter.

Kleine Dörfer in bergiger Landschaft

Als wir in Du Gia, ankamen, unserem eigentlichen Tagesziel, war uns schon klar, dass wir von dort nach einer Mittagspause weiterfahren würden. Denn der Ort gefiel uns gar nicht. Also aßen wir Mi Xao (gebratene Nudeln) und setzten uns danach für die letzten 60 Kilometer wieder auf den Roller.

Die letzten Kilometer wurden nochmal richtig anstrengend, denn die Straße wurde schlechter. Wenn man das überhaupt noch so nennen darf. Ein knapp 10 Kilometer langer Abschnitt war uneben, voller spitzer Steine und staubig. Wir kamen nur langsam voran und mussten regelmäßig LKW und anderen Fahrzeugen ausweichen.

Gegen Abend kamen wir endlich in Ha Giang an, wo wir unseren Roller zum Glück einen Tag eher als geplant zurückgeben konnten. Auch hatte unser Hostel ein Bett für uns frei, wenn auch diesmal im Schlafsaal.

 

Was hat uns der selbst organisierte Trip also gekostet?

Wir halten fest:

Bus Hanoi-Ha Giang und zurück: 15 Euro (beide Strecken)
Grab in Hanoi und Taxi in Ha Giang: 2,78 Euro (pro Person)
Hostel in Ha Giang: 3,58 Euro (p.P im Doppelzimmer) und 2,64 Euro (p.P. im Schlafsaal)
Unterkunft Yen Minh: 4,34 Euro
Unterkunft Dong Van: 3,77 Euro
Roller mieten: 11,31 Euro (p.P. für 3 Tage)
Sprit: 2,83 Euro (p.P.)

Gesamtkosten pro Person (ohne Essen): 46,25 Euro (5-Tages Tour)

Für Essen haben wir täglich zusätzlich ca. 5 Euro (p.P.) ausgegeben.

Ihr seht schon, wir kommen nicht annähernd auf die 249 US-Dollar, die eine 4-Tages-Tour in Hanoi im Hostel kosten sollte. Dabei waren wir einen Tag länger unterwegs.

Wir sind große Fans davon, Touren zu vermeiden und Unternehmungen so weit wie möglich selbst zu organisieren. So kann man nicht nur bares Geld sparen, sondern auch selbst und ganz flexibel entscheiden, wie lange man sich für etwas Zeit nimmt.

 

Unsere Tipps für den Loop:

Fühlt ihr euch jetzt selbst inspiriert, den Ha Giang Loop selbst organisiert zu fahren? Super, hier haben wir noch ein paar Tipps für euch:

  • Plant mindestens 3 Tage ein, maximal 4.
  • Nehmt einen internationalen Führerschein mit.
  • Den Eintritt in den Nationalpark könnt ihr euch erstmal sparen, notfalls kann man den in jeder Unterkunft auf dem Loop nachbezahlen.
  • Fahrt den Loop im Uhrzeigersinn.
  • Nehmt euch warme Kleidung mit.
  • Fahrt im März/April oder September/Oktober.
  • Leiht euch einen guten Roller oder ein gutes Motorrad aus.

Und natürlich ganz wichtig:

  • Fahrt vorsichtig und habt Spaß! 😉

 

Doch lieber nur gucken? Hier gibt’s noch unsere Youtube-Videos!

Teil 1:

Teil 2:

 

 

4 Kommentare

  • Tim

    Hallo ihr Lieben,
    vielen Dank für den coolen Artikel. Ich möchte übernächste Woche den Loop fahren. Kann man den großen Rucksack bei den Verleihern lassen, oder wie hattet ihr das gelöst? 🙂
    Danke vorab für einen kleinen Tipp…
    Liebe Grüße
    Tim

    • Jordana

      Hi Tim,
      wir haben den Roller bei unserem Hostel ausgeliehen und haben dort auch die Rucksäcke gelassen. Als wir vom Loop zurückkamen, sind wir dort noch eine Nacht geblieben. Ich denke, das ist ein Deal, auf den sich die Hostels einlassen, auch wenn du das Bike bei einem externen Verleiher mietest.
      Viel Spaß und gute Fahrt,
      Jordana

  • Philipp

    Hey ihr zwei, in ein paar Wochen steht der Loop auch für mich/uns an. Im Gegensatz zu meiner Freundin habe ich keinen Motorradführerschein und will lieber kein Risiko eingehen… wieviel ccm hatte den euer Roller? Mich wundert es, dass ihr zu zweit darauf so gut durch die Berge gekommen seid?
    Liebe Grüße

    • Jordana

      Hi Philipp,
      wie aufregend! Unser Roller hatte ganz normal 50 ccm. Wir sind tatsächlich problemlos überall hoch gekommen (mal schneller, mal langsamer). Bei zuverlässigen Verleihen vor Ort haben die Roller aber definitiv ausreichend Power für das Gebirge.
      Gute Fahrt,
      Jordana

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