Unsere Wanderung um die Quilotoa Lagune
Vor ein paar Tagen sind wir einmal um die Quilotoa Lagune gewandert. Der Grund, warum wir erst jetzt darüber schreiben, ist, dass wir uns davon erstmal erholen mussten. Ne Spaß, aber wir haben aktuell ein ziemlich straffes Programm und kommen nur wenig zum Schreiben.
4000 Meter über dem Meeresspiegel
Die besondere Herausforderung liegt bei der Lagune darin, dass der Kraterrand des Vulkans, in dem sich der See gebildet hat, auf knapp 4000 Metern über dem Meeresspiegel liegt. So weit oben ist die Luft deutlich dünner – um genau zu sein, es sind nur noch 60% Sauerstoff enthalten (im Vergleich zum Gehalt auf Meereshöhe, die Luft besteht ja nicht nur aus Sauerstoff). Das macht sich nicht nur in den Lungen bemerkbar, sondern auch der Rest des Körpers hat mit weniger Luft zu kämpfen – es kann zu der sogenannten Höhenkrankheit kommen. Symptome sind unter anderem: Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit. Nimmt man die Symptome nicht ernst und bleibt trotz Warnzeichen des Körpers auf der Höhe, kann die Höhenkrankheit tödlich enden.
Wie kommen wir mit weniger Luft klar?
Da wir in der kommenden Zeit noch einiges an Wanderungen mit ordentlich Höhenmetern geplant haben, kam uns die Herausforderung der Quilotoa-Lagune sehr gelegen. Der Höhenunterschied während der Wanderung auf dem Kraterrand beträgt nämlich “nur” 200 Meter.
Wir machten uns mit dem Bus auf den Weg zur Lagune. Eine Tour kam für uns nicht in Frage, da diese erstens unnötig teuer ist und wir zweitens in unserem Tempo gehen wollten und für uns herausfinden wollten, wie wir klarkommen und andere nicht aufhalten wollten. An der Lagune angekommen staunten wir nicht schlecht. Wir bekamen richtig gut Luft. Eigentlich so, wie normal. Dann sahen wir den See und der Anblick raubte uns kurz den Atem. Diese Farben! Einfach nur unbeschreiblich. Nach einer kurzen Fotosession machten wir uns auf den Weg. Die Alternative zur ca. 5 Stunden dauernden Wanderung auf dem Kraterrand ist übrigens der Abstieg zum Seeufer (ca. 45 Minuten) und dann wieder hochzuwandern (ca. 1,5 Stunden). Doch wir wollten die lange Wanderung. Wir wollten die Herausforderung. Und die sollten wir bekommen.
“Ahhh, das geht aber klar!”
Die ersten Meter der Wanderung gingen recht eben. Hier und da ein kurzer Anstieg, ein kurzer Abstieg, aber sonst nichts Wildes. Das fiel uns nicht besonders schwer. Zwar merkten wir einen leichten Unterschied, da unser Herz bei kleinen Anstrengungen etwas schneller schlug. Aber wir hatten es uns schlimmer vorgestellt. Die große Herausforderung würde aber noch kommen, das hatten wir vorher gesehen. Denn der Vorteil bei dem Rundweg ist, dass man sofort sieht, was einen erwartet.
Verschnaufpausen = Fotopausen
War der Anstieg dann doch etwas anstrengender und Lunge und Herz kamen so richtig in Fahrt, wirkten kurze Pausen wahre Wunder. Schon eine halbe Minute reichte, um wieder normal weiteratmen zu können. Die Pausen machten wir aber hauptsächlich, um zig Fotos aus alles Perspektiven zu schießen. Bei so einer schönen Lagune bot sich das natürlich an.
Die erste Herausforderung
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, gegen den Uhrzeigersinn zu wandern, da somit die größte Herausforderung nach dem ersten Drittel kam, wenn wir noch Energie hatten. Da durften wir erfahren, wo sich die 200 Meter Höhenunterschied befinden. Nämlich an einem Stück, bergauf, auf sandig-rutschigem Untergrund. Immer wieder machten wir Pausen, denn unser Herz raste, unsere Beine zitterten vor Anstrengung, wir waren schon leicht erschöpft. Wir machten eine längere Pause und aßen etwas, um dem Körper eine Energiezufuhr zu liefern. Trotzdem machte uns die Anstrengung zu schaffen. Während der Wanderung sahen wir immer nur den nächsten Hügel und hofften, dann schon oben zu sein. Doch dann kam ein weiterer Hügel zum Vorschein.
Oben angekommen
Als wir endlich oben angekommen waren, waren wir fix und fertig. Zwar waren wir auch froh, es endlich geschafft zu haben, doch wir realisierten auch, was wir uns zugemutet hatten. Denn wie gesagt, da hat man erst ein Drittel geschafft. Zudem war es oben sehr windig und dadurch auch ziemlich kalt. Unsere Daunenjacken wärmten uns, doch die Kombination aus verschwitzten Klamotten und Wind ließ uns immer wieder kurz zittern. Also, schnell weitergehen.
Abstieg und “Entspannungsphase”
Nach dem Aufstieg folgte ein leichter Abstieg, danach eine recht ebene Strecke. 15 Minuten geradeaus und wir fanden: So fertig wir beim Aufstieg waren, nach einer ebenen Strecke fühlt man sich doch wieder recht energiegeladen. Als wir ca. 2 Stunden unterwegs waren, kamen uns zwei Wanderer entgegen, die mit uns im Bus saßen. Die Schlussfolgerung: Entweder waren sie superfix unterwegs, oder wir haben die Hälfte geschafft. Das ist nämlich so eine Sache bei der Lagune: Durch die nicht 100-prozentig runde Form weiß man nie so genau, wie weit man schon ist. Wir liefen weiter. Interessant ist, dass es an vielen Stellen mehr als nur einen Weg gibt. Wir entschieden uns immer für den Weg, der nach weniger Höhenmetern aussah.
Wir verlaufen uns
Als wir wieder einmal die Alternative zwischen auf dem Kamm laufen mit Anstieg und am Kraterinnenrand mit hoffentlich weniger Höhenmetern hatten, entschieden wir uns für letzteres. So genau konnte man zwar nicht sehen, wann man wieder auf den “normalen” Rundweg kommt, aber das wird schon irgendwie passen, dachten wir uns. So kam es, dass wir das gesamte letzte Drittel auf einem Alternativweg liefen. Der war noch weniger befestigt als der normale Weg und wir zweifelten nicht nur einmal, ob wir jemals wieder auf den Kraterrand kämen. Wir waren erschöpft und gingen einfach weiter. Immerhin sahen wir noch Fußabdrücke. Das muss ja dann passen, oder?
Nach gefühlten Ewigkeiten und immer häufiger eingelegten Pausen trafen wir einen einheimischen Jungen. Der erzählte uns, dass wir uns auf dem Pfad für die Tiere befanden. Der Weg für Menschen sei weiter oben. Er könne uns dorthin führen. Wir lehnten dankend ab. Wir kriegen das schon hin. Außerdem waren wir fix und fertig und wollten uns vor dem Jungen nicht die Blöße geben, alle 100 Meter eine Pause zu benötigen. Wenig später überholte uns ein anderer Tourist und meinte knapp: “Ganz schön anstrengend!” Jo, aber gut zu wissen, dass wir nicht die Einzigen auf dem “falschen” Weg sind. Wir verfluchten uns und fragten uns, was wir uns eigentlich dabei dachten, uns so viel zuzumuten?! Aber wir gingen weiter. Ein letzter Anstieg und wir waren wieder auf dem normalen Weg.
Ende gut, alles gut
200 Meter weiter waren wir wieder am Ausgangspunkt angekommen. Todmüde, erschöpft, kraftlos, die Füße taten weh. Aber, wir haben es geschafft und wir können sagen: Mit 4000 Meter Höhe kommen wir gut klar! Wir gönnten uns eine heiße Schokolade und nahmen den nächsten Bus zurück nach Latacunga.
Übrigens haben wir den 12 Kilometer langen Weg in 5 Stunden geschafft. Zwischenzeitlich waren wir uns fast sicher, dass wir mindestens 7 Stunden brauchen würden!
Bis bald,
Jordana & Daniel