Wandern im Colca Canyon
Aktuell sind wir in Arequipa. Das war so geplant, die Stadt hatten wir auf dem Schirm. Relativ spontan sind wir hingegen zum Entschluss gekommen, von hier aus eine Tour in den Colca Canyon mitzumachen. Auf die Idee sind wir gekommen, da wir vor ca. einer Woche (erst) von anderen Reisenden davon gehört haben. Vor zwei Tagen ging es also los, gestern waren wir wieder in Arequipa. Heute haben wir den Muskelkater unseres Lebens. Aber lasst uns von vorne anfangen.
Tour oder selber losziehen?
in Arequipa gibt es Touranbieter, insbesondere für den Colca Canyon Trek, wie Sand am Meer. Möchte man die Tour nicht auf eigene Faust unternehmen, muss man sich nicht nur für einen Anbieter entscheiden, sondern auch für die Art der Tour, die man unternehmen möchte. Unterschieden wird zwischen 2 Tagen & 1 Nacht und 3 Tagen & 2 Nächten. Das sollte soweit eindeutig sein. Hinzu kommt die Unterscheidung zwischen einer Tour und einem Trek. Die Tour findet mit Bussen statt und man macht mehr oder weniger nur “Fotostopps” – unser Guide nannte es liebevoll die Asiatische Tour. Beim Trek läuft man hinunter in den Canyon und am zweiten Tag wieder hoch. Für dieses Angebot hatten wir uns entschieden. Möchte man die 3-Tages-Tour machen, läuft das Ganze etwas entspannter ab; die Route ist wohl die Gleiche.
Infos zur Tour:
– Preis: ca. 90 Soles (=24 Euro)
– Anbieter: egal, es landen sowieso alle im gleichen Bus, daher lohnt es sich, nach einem guten Angebot Ausschau zu halten
– inkl.: Fahrt ab Arequipa, englischsprachiger Guide, 3 Mahlzeiten am ersten Tag, Frühstück am zweiten Tag, Unterkunft (basic, aber mit Pool!), Fahrt zurück
Normalerweise sind wir keine großen Fans von organisierten Touren, wenn etwas auch selbstständig möglich ist – das gilt besonders dann, wenn die Touren viel Geld kosten. Im Fall des Colca Canyons haben wir uns für eine Tour entschieden, da wir im Vorfeld nicht viel Zeit hatten, uns mit dem Ganzen auseinanderzusetzen. Hinzu kommt noch, dass die Unterkünfte im Canyon nicht erreichbar sind, das bedeutet, man muss hoffen, dass diese ein Bett frei haben, wenn man vor Ort aufkreuzt. Außerdem sind wir ja dafür berüchtigt, uns mal zu verlaufen und im Canyon soll das GPS-Signal ziemlich schlecht sein. Also: Wir buchten eine Tour für knapp 27 Euro. Die inkludiert die Hin- und Rückfahrt mit ein paar “Touristopps”, Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Unterkunft und wieder Frühstück sowie einen englischsprachigen Guide. Da kann man ja auch nicht meckern.
2.45 Uhr klingelte der Wecker
An Tag 1 sollten wir zwischen 3 und halb 4 morgens abgeholt werden, denn die Anfahrt zum Canyon dauert knapp 4 Stunden. Wir standen um 2.45 Uhr auf. Gemäß peruanischer Zeitrechnung wurden wir statt um 3 Uhr dann um 4 Uhr abgeholt. Im Bulli schliefen wir noch eine Runde, bis wir in Chivay ankamen, wo das Frühstück für uns bereit stand. Es gab Brötchen mit Marmelade und Coca Tee – der soll bei der Höhe helfen. Danach machten wir uns auf den Weg zum “Cruz del Condor”, einem Aussichtspunkt über den Canyon, an dem man mit ein wenig Glück Condore sieht. Die Raubvögel haben übrigens eine Spannweite von 3 Metern und werden bis zu einem Meter groß. Wir hatten leider kein Glück; im Sommer sieht man dort mehr Condore, zur Zeit ist in Peru Regenzeit. Wir fuhren weiter nach Cabanaconde, von wo aus der Abstieg in den Canyon starten sollte.
1200 Meter in den zweit-tiefsten Canyon der Welt
9 Uhr morgens. Wir wurden unserem Führer Giancarlo vorgestellt, der uns eine kurze Einführung gab. Er erzählte uns alles über das Colca Tal und den Canyon, Condore, die Menschen im Tal und was uns in den zwei Tagen der Tour erwarten würde. Er malte uns eine Karte des Canyons und unseres Weges auf. Wir waren ungeduldig und wollten einfach nur los. Endlich gab er uns den Startschuss: Wer mag und kann, darf vorlaufen bis er unten ist, soll aber an der Brücke warten. Sein Tipp für den 1200 Meter tiefen Abstieg: Langsam aber stetig. Und bloß nicht an den Tag morgen denken! Alles klar. Wir gingen los. Der Colca Canyon ist mit seinen 1200 Metern Tiefe übrigens der weltweit zweit-tiefste Canyon! Der Grand Canyon ist im Vergleich “nur” 1800 Meter tief.
Wir fühlten uns gut. Die Höhe von 3300 Metern über dem Meeresspiegel machte uns nichts aus. Wir waren schon gut akklimatisiert und der Weg nach unten strengte uns zunächst eher weniger an. Die Aussicht in den Canyon war beeindruckend. Immer weiter stiegen wir nach unten. Uns war warm, wir hatten schon wieder Hunger. Nach vielleicht 2 Stunden kamen wir unten an der Brücke an und warteten wie versprochen. Zeitangaben können wir übrigens nicht so genau machen, da wir auf unsere Handys verzichteten. Im Canyon gibt es weder Internet noch Empfang, in unserer Unterkunft gab es auf den Zimmern keinen Strom. Aber zurück zur Brücke. Unsere Beine zitterten, in den Knien zog es leicht. Die 1200 Meter Abstieg machten sich schon bemerkbar. Gruppen, die vor uns gestartet sind, warteten schon. Viele waren erschöpft. Auch wenn der Weg bergab der leichtere Part sein mag, es ist ja trotzdem kein Spaziergang. Unsere Guides kamen mit den jeweils langsamsten Läufern der Gruppe, da sie ihnen Unterstützung geben wollten. Gemeinsam machten wir uns auf den einstündigen Weg nach San Juan de Chucco, wo es ein Restaurant gab, bei dem wir Mittagessen bekommen würden. Der Weg ging wieder leicht aufwärts und wir bekamen einen ersten Eindruck davon, dass der nächste Tag kein Zuckerschlecken werden würde.
Nach dem Mittagessen die zweite Hälfte des Treks
Zum Mittagessen gab es eine Suppe und eine Hauptspeise, die aus Fleisch, Reis, Pommes und Avocado bestand. Dazu “gönnten” wir uns eine Cola. Die kostet im Tal 5 Soles, was ca. 1,25 Euro sind. Das ist vergleichsweise teurer, aber ist ja auch logisch, denn so etwas muss ja erst ins Tal transportiert werden. Und das geht nur zu Fuß oder mit dem “local taxi”, Eseln, Pferden und Maultieren. Nach dem Mittagessen hatten wir noch eine halbe Stunde zum Ausruhen. Wir legten uns ins Gras und merkten so langsam, dass wir seit 3 Uhr morgens unterwegs waren.
Weiter ging es, und zwar auf und ab. Weitere 3 Stunden würden wir unterwegs sein. Das Mittagessen gab uns neue Kraft, doch nach 2 Stunden waren wir schon wieder erschöpft. Unser Guide motivierte uns, weiterzugehen: “Die Unterkunft hat einen Pool, der wartet schon auf euch.” Das funktionierte ganz gut, bis es schließlich langsam anfing zu regnen. Wir packten unsere Rucksäcke in Regenhüllen und zogen unsere Jacken an. Wir wanderten weiter bis wir vor einem verängstigten Pferd standen. Wir zwei und zwei andere Deutsche kamen noch gut daran vorbei, der Rest der Gruppe wurde zurückgehalten. Das Pferd war zwar angebunden, schritt jedoch unruhig auf und ab. Man musste so nah daran vorbei, dass es hätte austreten können. Das wollte keiner riskieren. Wir vier, die schon daran vorbei waren, gingen weiter und suchten unter einem Baum Schutz vor dem Regen. Wir warteten und fragten uns, wie die anderen die Situation wohl lösen würden. Bis die Antwort auf uns zukam. In Form des Pferdes. Der Guide hatte es losgebunden und weitergescheucht. In unsere Richtung. Ein verängstigtes, unruhiges Pferd. Giancarlo kam zum Vorschein und rief uns noch zu: Lauft, lauft! Und wir liefen, denn das Pferd kam auf uns zugerannt. Wir liefen, bis wir zu einer erhöhten Stelle kamen, an der wir vor dem Pferd sicher waren und wo wir auf die anderen warten konnten. Der Rest der Gruppe kam und es ging weiter. Doch das sollte nicht genug Abenteuer für Tag 1 sein. Eine halbe Stunde lang stiegen wir immer weiter auf. Und zwar gefühlt schon wieder die Hälfte des Canyons. Wir waren extrem hoch, rund herum nichts und es fing an zu gewittern. Blitze schlugen unweit von uns ein. Aber wir dachten nicht weiter darüber nach. Bis ein Blitz auf der anderen Seite der Schlucht einschlug. Ich zählte bis “eins” und schon kam krachender Donner. Das ließ uns kurz erstarren. Aber wir liefen weiter. Und weiter. Und weiter. Bis wir um ca. 16 Uhr an der Unterkunft ankamen. Wir checkten in unsere Zimmer ein, die weder Licht noch Strom hatten. Ein Bett, ein Nachttischschrank, mehr nicht. War aber okay. Wir würden eh gut schlafen können. Wir gingen in den Pool, da er wärmer war als die Lufttemperatur. Uns war kalt, wir wussten, die Klamotten würden bis zum nächsten Tag nicht trocknen. Zum Glück hatten wir Ersatzkleidung dabei. Um 19 Uhr gab es Abendessen, nicht viel später legten wir uns schlafen. Denn am nächsten Morgen würden wir uns um 4.40 Uhr treffen um wieder loszuwandern.
Im Dunklen loswandern
Dass wir noch im Dunklen loswandern würden, war uns wohl nicht so bewusst, denn wir hatten nur eine Taschenlampe dabei. Aber das war okay. Die Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit und nach einer halben Stunde Wandern wurde es langsam hell. Die Anweisung vom Guide lautete wie schon am Tag zuvor: Wer vorgehen möchte, kann das gerne machen. Der Weg? Immer bergauf. Nie gerade, nie runter. Und immer schön langsam, aber stetig. Alles klar. Die Muskeln waren vom Vortag müde. trotzdem gingen wir immer weiter. Wir wurden langsam warm und hatten unser Tempo gefunden. Zwischendurch aßen und tranken wir, das gab uns neue Energie. Zwei Stunden dauerte die Wanderung nach oben. Wir dachten, die Höhe würde uns im letzten Drittel zu schaffen machen, doch das war gar nicht so schlimm. Viel anstrengender waren die vielen Stufen, für die man Kraft aus den Oberschenkeln aufbringen musste. Die waren jedoch schon erschöpft. Wir schwitzten und schwitzten, wir liefen und liefen. Bis wir oben ankamen. Und überglücklich und mächtig stolz waren. Wir machten ein Foto und packten uns wieder in die Winterjacke, um beim Warten auf den Rest der Gruppe durch die verschwitzte Kleidung nicht zu frieren. Als alle oben waren, gingen wir noch eine halbe Stunde ins nächste Dorf, Cabanaconde. Der Weg dorthin verlief zum Glück eben. Dort gab es Frühstück, diesmal sogar mit Ei.
Die “asiatische Tour”
Nach dem Frühstück wartete ein Bus auf uns und wir starteten die “asiatische Tour” – es waren mehrere Fotostopps geplant. Zunächst besuchten wir den Aussichtspunkt des Colca-Tals. das ist im Vergleich zum Canyon etwas breiter. Danach fuhren wir zu Heißen Quellen, wo wir eine Stunde lang unsere Muskeln in den 30-40 Grad warmen Becken entspannten. Danach ging es wieder nach Chivay, wo wir zu Mittag essen konnten. Da es regnete musste ein Programmpunkt wegfallen: Wir hätten noch einen Aussichtspunkt besucht, an dem man einen guten Blick auf zwei Vulkane hat, doch bei Regen ist die Sicht eingeschränkt. Also fuhren wir nur noch zu einer Llama- und Alpaca-Farm. Danach ging es wieder nach Arequipa. Um 18 Uhr sind wir an unserem Hostel angekommen.
Die Tour hat uns gut gefordert, aber auch sehr gut gefallen! Wir hoffen, ihr hattet Spaß beim Lesen.
Bis bald,
Jordana & Daniel
2 Kommentare
Barbara
Hejhej
habe mir euren Blogg angeschaut und bin so fasziniert von diesem schönen Land Peru. Mein Freund und ich wollen dieses Jahr im September auch nach Peru und eine trekking tour in das Colca Tal machen. Welchen Tourenanbieter hattet ihr und würdet ihr diesen Empfehlen? Danke schonmal im Vorraus 🙂
Liebe Gruße
Babsi
Jordana
Hi,
Peru war und ist auch eins unserer absoluten Lieblingsländer! Ich weiß leider nicht mehr den Namen unseres Touranbieters; wir haben den Trek im Hostel gebucht. Am Ende landen aber sowieso alle im selben Bus, haben wir festgestellt. Es gibt allerdings Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern, also vielleicht ein bisschen vergleichen.
Viel Spaß und eine tolle Zeit in Peru,
Jordana