Reisen auf Sumatra ist … ANDERS

Sumatra ist die größte Insel Indonesiens und sogar die sechstgrößte Insel weltweit. Sie liegt unterhalb des südostasiatischen Festlands und bildet den westlichsten Punkt Indonesiens.

Lage Sumatra (in Rot)

Wir waren insgesamt drei Wochen auf Sumatra unterwegs und haben einen Einblick in die Kultur der Insel bekommen. Und obwohl wir schon auf anderen indonesischen Inseln gereist sind, wie zum Beispiel Java und Bali, war das Reisen auf Sumatra komplett anders. Welche Besonderheiten uns dort aufgefallen sind, werden wir in diesem Beitrag mit euch teilen.

Kommunikation

Normalerweise kommen wir mit Englisch immer ganz gut klar. Nicht so auf Sumatra. Oftmals wurden wir nicht verstanden oder konnten uns nicht verständigen. Nichts desto trotz waren die Menschen immer freundlich, geduldig und bemüht, uns zu helfen. Irgendwie hat es dann schon geklappt. Oder halt auch nicht, wie ihr im nächsten Punkt nachlesen könnt.

Essen

Das Essen in Sumatra ist das schärfste in ganz Indonesien. Und wer schonmal typisch Indonesisch in anderen Teilen des Landes gegessen hat, weiß, dass Tourist Spicy (oder auch no spicy) oftmals schon zum Verhängnis werden kann.

Am Abend unserer Ankunft in der Hauptstadt Medan wollten wir noch etwas essen. Wir gingen in ein Warung (einheimisches Restaurant) in der Nähe unseres Hostels und bestellten Mie Goreng (gebratene Nudeln). Da kann ja eigentlich nicht viel schief gehen. Trotzdem hat der Kellner nochmal nachgefragt. Und wir verstanden nichts. Er sprach kein Wort Englisch, wir nur ganz ganz wenig Indonesisch. Nach einigen Sekunden hilflosen Lächelns machte er sich dann ans Werk und kochte uns gebratene Nudeln mit einer halben Garnele pro Portion.

Wir probierten, husteten, weinten, hyperventilierten. So scharf war das Essen. Jordana musste das Essen komplett stehen lassen, Daniel hat tapfer aufgegessen. (Er hat es am nächsten Tag bereut.)

Seitdem wissen wir: Die wichtigsten indonesischen Worte sind nicht etwa „Selamat Datang“ (Herzlich Willkommen) oder „Terima Kasih“ (Danke), sondern „Tidak pedas“ (Nicht scharf).

Nasi Goreng ist gebratener Reis mit Gemüse, meistens mit einem Spiegelei serviert

Geld

Kommt man als Tourist in Indonesien an, ist man mit dem Geld und den vielen Nullen erst einmal überfordert. Man holt am Flughafen Geld ab und ist direkt Multimillionär. Denn 1 Euro sind umgerechnet ca. 16.000 indonesische Rupiah (IDR). Die meisten Automaten spucken aber nur 50.000 IDR-Scheine aus, das heißt, 200 Euro sind 66 Scheine. Das passt kaum ins Portemonnaie.

Und 200 Euro sind nicht viel, denn es gibt kaum Geldautomaten auf Sumatra. Auch in touristischen Orten, wie zum Beispiel Bukit Lawang oder auf Samosir Island im Lake Toba, nicht. Das bedeutet, man muss sich mit genügend Bargeld ausstatten, bevor man diese Orte besucht.

Das nächste Problem ist dann das Wechselgeld. Ist man nicht gerade in einem größeren Restaurant oder einer international geführten Unterkunft, kann einem niemand einen 50.000 IDR-Schein wechseln. Dabei sind das gerade einmal 3 Euro. Da begreift man erstmal, wie viel Geld das für die Einheimischen dort sein muss!

Infrastruktur

Transportmittel sind in Sumatra leicht zu finden, wenn auch eher untypisch. Die klassischen Touristenrouten werden nämlich mit Shared Taxis gefahren. Man zahlt für einem Platz in einem größeren Auto oder kleineren Van und wird ohne Zwischenstopps von A nach B kutschiert.

Die Fahrt selbst hat es ganz schön in sich. Die Straßenverhältnisse auf Sumatra sind katastrophal. Die „Straßen“ bestehen eher weniger aus Asphalt. Vielmehr reihen sich Steine an Schlaglöcher, überall ist Staub oder Matsch.

Dabei ist es nicht verwunderlich, dass eine Fahrt dann Ewigkeiten dauert. Wie auch anderswo in Asien kann man die angebliche Fahrzeit mit 1,5 multiplizieren, dann kommt man der tatsächlichen Fahrzeit relativ nah.

Was bei den Fahrten durch die schlechten Straßen an Zeit verloren wird, versuchen die indonesischen Fahrer mit ihrem Fahrstil auszugleichen. Man kommt sich vor wie in einem Computerspiel. Der Fahrer zieht für ein Überholmanöver rechts rüber, auch wenn er den entgegenkommenden Verkehr aufgrund einer Linkskurve nur erahnen kann. (Auf Sumatra herrscht Linksverkehr.) Manchmal wird auch einfach links überholt. Wer bremst, hat verloren und ausweichen kann ja auch der andere.

Nach dieser Höllenfahrt ist man froh, wenn man – verspätet und zittrig – am Ziel ankommt. Und dennoch: Irgendwie klappt es ja doch.

Scharia Gesetz

Nachdem wir zwei Wochen im Zentrum Sumatras gereist sind, wollten wir hoch in den Norden, um die Stadt Banda Aceh und die davor liegende Insel Pulau Weh kennen zu lernen. Wir interessierten uns brennend für die tragische Geschichte Acehs und wollten wissen, wie die Stadt über 10 Jahre nach dem Tsunami aussieht. Auf Pulau Weh wollten wir schnorcheln und tauchen.

Als wir anderen Reisenden von unseren Plänen erzählten, warnten sie stets: „Passt gut auf, da herrscht das Scharia-Gesetz.“ Wir waren uns bewusst, dass der Norden Sumatras konservativer ist als der Rest der muslimischen Insel und stellten uns darauf ein, lange Hosen zu tragen und Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit noch stärker zu unterbinden.

Doch die Warnungen ließen uns nochmal nachdenken und wir googelten, um genaueres zu der Situation in Aceh zu erfahren. Erschrocken lasen wir Schlagzeilen der deutschen Presse wie „Mit dem Stock für die Scharia“ (ARD, 2017). Alkoholkonsum, Zweisamkeit unter unverheirateten Pärchen, flirten, ja, sogar lachen und tanzen in der Öffentlichkeit ist verboten und wird bestraft. Mit Schlägen, in Form von Gold oder als Gefängnisstrafe. Wir lasen auch von Fällen, in denen Nicht-Muslime und Touristen bestraft wurden. Wir wussten nicht so recht, was wir davon halten sollten und flogen mit mulmigem Gefühl in den Norden Sumatras. Wir suchten uns einen christlichen Gastgeber, der kein Problem damit hatte, wenn unverheiratete Paare in einem Zimmer schliefen.

Auf dem Flug waren außer uns noch ein anderes europäisches Pärchen. Ansonsten weit und breit nur Kopftücher. Das fanden wir merkwürdig, aber doch auch spannend.

Als wir in unserem Gästehaus ankamen, waren wir die einzigen, die zwei Nächte bleiben würden, um sich mit der Geschichte Banda Acehs vertraut zu machen. Alle anderen wollten direkt weiter auf die Insel Pulau Weh und dort Tauchen.

Wir waren überrascht, wie offen und freundlich die Menschen in Banda Aceh waren. Wir mussten für Fotos herhalten, wurden bestaunt, angelächelt und, sofern sie Englisch konnten, auch angesprochen. Wir fühlten uns überhaupt nicht unsicher. Vor der Reise dorthin hatten wir Bedenken, ob wir uns nicht fehl am Platze fühlen würden. Würden wir verurteilt werden, weil wir keine Muslime sind, keine Kopfbedeckung tragen? (Lange Hosen hatten wir beide an und würden dies auch weiterempfehlen.) Da sieht man mal wieder, dass man sich viel zu viele Gedanken gemacht.

Auf Pulau Weh haben wir übrigens in einer von Niederländern geführten Tauchschule gewohnt und hatten überhaupt keine Berührung mit dem Scharia-Gesetz. Außer, dass das Bier täglich „heimlich“ beschafft werden musste und somit deutlich teurer war. Der beste Grund, mal eine Woche ohne Bier auszukommen. 😊

Du möchtest mehr über das Tauchen auf Pulau Weh erfahren?
Lies in unserem Blogbeitrag „6 Gründe, seinen Tauchschein auf Pulau Weh zu machen“ weiter.

Katzeninsel

In ganz Südostasien wimmelt es von Straßenhunden. Wirklich überall? Nein. Sumatra scheint DIE Insel für Katzenliebhaber zu sein. Kleine, große, helle, dunkle, wilde und Hauskatzen laufen überall auf den Straßen herum, tummeln sich in Restaurants und betteln um Essen. Hunde sind dort nur selten zu sehen.

Noch ein Fun Fact: Katzen in Südostasien haben in der Regel einen verstümmelten oder gar keinen Schwanz. Warum? Aufgrund eines Gendefekts werden sie ohne Schwanz geboren.

Fazit

Sumatra ist eine interessante, abwechslungsreiche Insel, die noch nicht vom Tourismus verdorben wurde. Die Einheimischen sprechen zwar nicht sehr viel Englisch und wissen noch nicht so recht mit den Touristen umzugehen. Dadurch gibt es zu wenig Geldautomaten, die Infrastruktur könnte deutlich besser sein und das Essen bringt einen so richtig ins Schwitzen. Trotzdem sind die Einwohner Sumatras herzliche Menschen, die sich über Touristen freuen und die dir mit Sicherheit das Gefühl geben werden, willkommen und etwas Besonderes zu sein. Ganz großer Pluspunkt: Wenn man etwas nicht (kaufen) möchte, sagt man einmal Nein und es wird akzeptiert. Dies ist in anderen Teilen Indonesiens so nicht der Fall; auf Bali wird man von Verkäufern und Taxifahrern weiterhin bedrängt.

Wir würden nochmal nach Sumatra reisen und mehr von der Insel erkunden, denn wir glauben, dass sie noch viel zu bieten hat!

 

Klickt auf das Video und schaut euch unsere Sumatra Vlogs an!

 

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